Freitag, 13. August 2010

Oh, mein Schwarzwald

Kurzer Kommentar zur Schwarzwaldidylle

Dass das Magazin "Merian" den Schwarzwald durch eine rosarote Brille betrachte und darüber hinaus die Eskapaden eines Ihnen bekannten Klosters im Schwarzwald vergesse, las ich kürzlich im "Schwarzwälder Boten." Die Missbrauchsfälle sind schlimm, ohne Frage. Aber abgesehen davon, dass man darüber nachdenken sollte, ob das Zölibatgebot in der Moderne nicht längst überholt ist: Gehört diese Frage in ein Reisemagazin? Dessen Aufgabe ist es einerseits, über ein Land, eine Gegend, einen Ort zu informieren - aber auch für diesen Werbung zu machen. Wer macht schon Urlaub in der Nähe eines Badesees, über den berichtet wird, dass an ihm ständig Quallen gefunden werden?!
Und wer kennt sie nicht, die idyllischen Heimatfilme á la "Das Schwarzwaldmädel" mit Rudolf Prack und Sonja Ziemann?
So einen ähnlichen habe ich heute Morgen im Fernsehen gesehen. Ganz entzückend auch hier: das reizende Schwarzwaldmädel mit ihrem roten Bollenhut, der ihrem Liebsten signalisiert, dass sie noch nicht in festen Händen ist.

Das Genre der Heimatfilme hatte seine Blütezeit in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts - nach einer Zeit, in der die reale Heimat der Menschen durch die Verwüstungen des Krieges schon verloren schien. Da kamen die heimeligen Filme gerade Recht. Und schauen wir uns heute nicht auch Daily Soaps oder andere leichte Kost an, um uns von den Mühen des Alltags abzulenken. Ich jedenfalls war letztens auf einer Lesung eines schwäbisch-alemannischen Schriftstellers über sein "andalusisches Schwarzwalddorf".
Der Hinweis auf die ausgeprägte Heimatliteratur um den Schwarzwald herum im Oberrheingebiet, Beispiel Karlsruhe, sei hier als Zusatz erlaubt.

Und auch heute Morgen habe ich sehnsüchtig die Bilder der hohen Tannen des Schwarzwaldes angeschaut...
Meine Kollegen in der Germanistik sprechen von einem Dialektverlust. Da sollen sie doch eimal nach Karlsruhe gehen und sich die große Auswahl an Mundartbüchern und Heimatliteratur anschauen...